HERZLICH WILLKOMMEN IN ST. JAKOB
 
 
Warum das Jesuskind so grantig schaut...
MARIA MIT DEM KIND

In der Passionszeit ist unser Altar geschlossen und die Weihnachtsszene ist zu sehen. Eine farbenfrohe, bewegte Szene voller Leben – Engel, Hirten und allerlei Getier bevölkern das Bild. Von rechts oben reiten die Heiligen Drei Könige mit Gefolge und Geschenken ein, gefolgt von unserem Patron, dem Heiligen Jakobus im grünen Gewand, der auf einem Kamel reitet und eine Fahne schwenkt. Italienischer Einfluss wie z.B. eines Giotto ist hier deutlich spürbar.

Jahrelang wurden die Altarflügel aus baulichen Gründen nicht mehr bewegt, man kannte die Maria mit dem Kind eigentlich nur noch von Ansichtskarten als beliebtes Motiv. Keine süßlich-verkitschte Mutter Gottes, sondern einfach eine junge Frau, die gelassen auf ihr Kind blickt, das sie locker im linken Arm hält. Der Kleine wirkt ein bißchen knatschig, hat sich ein Stück aus dem mütterlichen Arm gewunden und den Kopf abgedreht, er greift nach etwas. Was es ist, konnte man auf der alten Darstellung nicht mehr erkennen, wie überhaupt das Bild deutlich Spuren der Alterung und falscher Behandlung erkennen ließ – verblasste Farben, Risse und Sprünge in dieser frühesten gotischen Nürnberger Tafelmalerei, Flecken, Verkrustungen, Übermalungen, nicht mehr erkennbare Stellen.

 Als der Hochaltar nach gründlicher, mehrjähriger Renovierung im Jahr 2003 wiederkehrte, gab es großes Erstaunen. Die beiden Hauptpersonen hatten offenbar eine Art Mutter-und Kind-Kur hinter sich, sie wirkten frisch und rosig, Maria schien jetzt sogar ein bißchen zu schmunzeln, man erkannte ihr dunkelblaues Samtkleid mit den Schmuckborten. Und man sah, weshalb das Jesuskind so grantig schaut: es greift nach einem Vogel, einem Stieglitz, der auf einer blumengeschmückten Mauer sitzt und ihm kräftig ins Fingerchen gehackt hat, so dass es spontan den linken Daumen vor Schmerz in den Mund steckt. Der Stieglitz (oder Distelfink) ist nach der Legende ein Symbol für den Opfertod Christi am Kreuz. Der unbekannte “Meister des Hochaltars” wollte vor 600 Jahren in seinem Bild einen Hinweis darauf geben.

Auch andere Figuren kommen nach der Renovierung nun deutlicher heraus, den Joseph links unten im Bild konnte man zwar leider nicht rekonstruieren, es bleibt nur den roter Farbfleck seines Mantels, aber z.B. ist über dem Heiligenschein des Jesuskinds nun klar erkennbar ein Engel zu sehen, der die Szene interessiert verfolgt.

Eine Meisterleistung der Werkstatt von Restaurator Eike Oellermann, der damit in den Ruhestand ging und die Werkstatt an seinem Mitarbeiter Ingo Trüper übergab.